normannische Geschichte (1.)

die Karolinger

Eins vorweg: der Rollo in diesem Artikel ist eine historische Person und kein Sonnenschutzprodukt aus aufgewickeltem Stoff.

Stammbaum der Karolinger aus dem 12. Jahrhundert, public domain

Stammbaum der Karolinger aus dem 12. Jahrhundert, public domain

Während des 9. Jh. zogen die Wikinger (überwiegend Dänen, aber auch Norweger) durch Nord- und Mittelfrankreich. Entlang der Flüsse plünderten sie Dörfer, Städte und Klöster.

Der Karolinger-Kaiser Lothar I. hatte seinem ältesten Sohn Ludwig II. Italien gegeben, wo dieser durch den Papst 844 zum König und 850 zum Kaiser gekrönt wurde, und wies 855 seinem Sohn Karl die Rhonelande, seinem Sohn Lothar II. den nördlichen Reichsteil, Lotharingia, zu. Der Tod des söhnelosen Karl führte zwar zu einer Aufteilung von dessen Gebiet unter seine Brüder, aber der Rhone-Saone-Raum wurde wenig später (879) der Rahmen für das erste nicht-karolingische Königtum, des mit den Karolinger verschwägerten Boso von Vienne, dem 887/88 weitere nicht-karolingische Herrscher, allen voran der Robertiner Odo in der Francia occidentalis, folgten.

Die Robertiner sind eine fränkische Adelsfamilie, die seit dem Beginn des 7. Jahrhunderts bezeugt ist. Benannt sind sie nach dem Leitnamen Robert, der als Chrodobertus oder Rupert den Stammbaum der Familie durchzieht.Die Robertiner stellen die ältesten Generationen der Kapetinger (im weiteren Sinne) dar – dieser Begriff findet erst Verwendung, nachdem Hugo Capet französischer König geworden war (987).

doofe englische Karte des historischen Frankenreiches, public domain

englische Karte des historischen Frankenreiches, public domain, klick drauf zum Vergrössern

Ludwig der Deutsche versuchte 856 und 858, die Herrschaft in der Francia occidentalis zu übernehmen, mußte sein Vorhaben aber wegen des Widerstands der westfränkischen Bischöfe aufgeben. Die Bischöfe standen auf der Seite Karls des Kahlen.

Francia occidentalis ist das Westfränkische Reich, das 843 im Vertrag von Verdun an Karl den Kahlen gefallen war; mit der Grenze Schelde-Maas-Rhônemündung. Daraus entstand das spätere Frankreich.

Lothar II versuchte seinen Sohn Hugo aus der Friedelehe mit Waldrada zu seinem Nachfolger zu machen. Der Begriff “Friedel” kommt von “friudiea”, was soviel wie “Geliebte” heißt. Solche Ehen waren Liebesehen und es konnten davon viele neben der eigentlichen, sogenannten Muntehe, geschlossen werden. Friedelehen wurden häufig von Frauen höheren Standes geschlossen, die ihren Stand nicht durch eine Ehe verlieren wollten. Die Kirche schaffte diese Ehen später ab (grrr).
Die Kirche stellte sich dann auch gegen Lothars II. Plan, desgleichen seine beiden Onkel Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche.

Letztere teilten sich nach Lothars Tod im Vertrag von Meerssen 870 das regnum Lotharii und setzten sich damit über das nähere Erbrecht ihres Neffen Kaiser Ludwigs II. hinweg.
Lothar II. war bei dem Versuch seine Muntehe mit Theutberga in Rom beim Papst scheiden zu lassen in Piacenza in Norditalien gestorben. Klarer Fall von dumm gelaufen, ausser natürlich für Lothars II. Onkel, die sich die Hände rieben.

Ludwig der Deutsche, public domain

Ludwig der Deutsche auf der Scheide des Reichsschwertes, Kupferstich 1751, public domain

Ludwig der Deutsche erreichte von Kaiser Ludwig II. die Designation für seinen ältesten Sohn Karlmann während Karl der Kahle sich die Kaiserwürde vom Papst in Aussicht stellen ließ. Dieser an der außerdynastischen Institution der Kirche orientierte Weg führte nach dem Tode Ludwigs II. 875 zum Erfolg; die so erlangte Kaiserwürde, die er als renovatio imperii Romanorum et Francorum verstand, ließ ihn auch den Plan verfolgen, die östliche Hälfte Lotharingiens seinem Reich zu inkorporieren, da die Francia orientalis nach dem Tod Ludwigs des Deutschen 876 geschwächt schien; denn dieser hatte das Reich unter seien drei Söhne Karlmann (Bayern), KARL III. (Alemannien, Rätien und Elsaß) und Ludwig der Jüngere (Rhein- ud Mainfranken und nördliche Gebiete) geteilt. Der Sieg Ludwigs des Jüngeren bei Andernach vereitelte Karls des Kahlen Plan, und auch in Italien machte Karlmann nun seine Herrschaftsrechte erfolgreich geltend.

Nach dem Tod Karls des Kahlen 877 und seines kaum regierungsfähigen Sohnes Ludwigs des Stammlers (+ 879) entbrannte im West-Frankenreich ein von Fragen dynastischer Legitimität und von politischer Gruppenbildung geprägter Kampf.
Im ostfränkischen Reich erhielt Karl III. 881 die Kaiserkrone.
Karl der Einfältige, der illegitime Sohn von Ludig dem Stammler wurde 893 in Reims zum westfränkischen König gekrönt.

Im ostfränkischen Reich herrschte dann Arnulf von Kärnten, ein illegitimer Sohn von Karlmann, einem Sohn Ludwigs des Deutschen. Unehelichkeit war schon immer ein Makel, daher fand Arnulf bei der Thronfolge zunächst keine Berücksichtigung. König Karlmann konnte seinem um 850 geborenen einzigen Sohn 876 lediglich die Markgrafschaften Kärnten und Pannonien sichern. Doch Kaiser Karl III., der Dicke, bewährte sich nicht, so daß die Deutschen Fürsten 887 doch nach Arnulf riefen und ihn zum ostfränkischen König wählten. 893 setzte Arnulf seinen Sohn Zwentibold in Lotharingien als König ein.

Auch Arnulf vermochte zwar die wachsende Selbständigkeit der Teilkönigtümer nicht zu verhindern, doch gelang ihm, gestützt auf die Kirche, eine Stärkung der Reichsautorität, wozu sein glänzender Sieg über die Normannen bei Löwen 891 beitrug, 894 als König auch in Italien anerkannt, setzte Arnulf die Oberhoheit des Reiches im gleichen Jahr auch in Böhmen und Mähren durch, zog nach Rom und wurde dort Ende Februar von Papst Formosus als letzter Karolinger zum Kaiser gekrönt.
Der Italienzug hatte seine Stellung gestärkt, aber seine Gesundheit untergraben. Am 8. Dezember 899 starb der Enkel Ludwigs des Deutschen in Regensburg.

Sein Sohn Ludwig übernahm danach die Herrschaft und verdrängte auch Zwentibold. Mit Ludwigs Tod 911 erlosch die Linie der Karolinger.

Am Ende der Kämpfe zwischen Normannen und westfränkischem Reich stand der Vertrag von St. Clair sur Epte von 911 zwischen dem Normannenführer Rollo und dem französischen König Karl dem Einfältigen: In diesem Vertrag wurde festgehalten, daß die Normannen Christen werden, Karl den Lehnseid leisten und die Küsten vor anderen Normannen schützen sollten. Als Gegenleistung erhielten sie die Normandie als Lehen und Siedlungsgebiet.

Uff, das hat lange gedauert und war auch sehr verwirrend. Man würde sich wünschen die fränkischen Könige hiessen nicht alle, Karl, Ludwig und Lothar.

Rollos Grab in der Kathedrale von Rouen, Foto von Wikimedia Benutzer Urban, GFD Lizenz

Rollos Grab in der Kathedrale von Rouen, Foto von Urban, GFD Lizenz


Rollo starb 931.

2 thoughts on “normannische Geschichte (1.)

  1. Dein Artikel zeugt von großem Fachwissen. Ein Lob, das hast du gut beschrieben! Danke für deine Mühe.

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  2. Danke für das Lob 😀

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