Schatz von Berthouville

So… es dauerte ewig aber nun ist es fertig, ich habe gerade den Artikel auf Wikipedia gepostet und NUN tue das auch hier, mich selbst beklauen ist ja nicht verboten (hoffe ich). Also nix URV. Ich wollte das noch unbedingt machen bevor ich hier wegziehe, denn der Schatz wurde damals etwa 1,5km von hier auf dem Hügel gefunden.

Der Schatz von Berthouville ist ein Fund silberner Artefakte aus dem 2. Jahrhundert, der 1830 in Villeret in der Nähe von Berthouville im Département Eure in der Haute-Normandie entdeckt wurde und heute in Paris in der Bibliothèque nationale de France in der Abteilung Cabinet des Médailles ausgestellt wird.

Geschichte

Am 21. März 1830 pflügte der Landwirt Prosper Taurin im Weiler Villeret seinen Acker. Die Pflugschar stieß auf ein Hindernis. Taurin grub das Hindernis, eine Steinplatte, aus und fand darunter 69 silberne Artefakte, vor allem Trinkgefässe mit historischen und mythologischen, griechischen Motiven, aus getriebenem, vergoldetem und ziseliertem Silber, die zu einem Tempel gehörten, der dem Merkur von Canetonum geweiht war. Die Gallier haben Teutates häufig mit Merkur gleichgesetzt.

Prosper Taurin brachte die Funde nach Bernay um sie zu verkaufen. Dort sah Auguste Le Prevost (1787-1859), ein damals in Bernay lebender Archäologe und Historiker, die Funde und nummerierte sie.

Ein paar Monate nach der Entdeckung kaufte der französische Staat die Artefakte für 15000F (etwa vergleichbar mit 97.000Euro nach dem Goldwert).

Die Äcker in Villeret wiesen auf eine alte Konstruktion hin. Dort wo sich die Mauern des Tempels befanden wurden die Pflanzen schneller gelb, weil die Wurzeln nicht so tief gehen konnten. Und der Silberfund hatte zu Legendenbildung in der Bevölkerung geführt. Man sagte, dass im Acker von Villeret eine 1m hohe goldene Statue der Venus vergraben sei. Vom Gedanken getrieben noch mehr Artefakte zu finden, begab sich ein “Archäologe” aus Bernay, Le Métayer-Masselin, 1861 nach Villeret und begann dort eine Ausgrabung. Er war enttäuscht, dass er nur Mauern fand, er hatte eigentlich auf Gold und Silber gehofft. Er bekam auch bald Ärger mit den Besitzern der Äcker, die ihre Äcker bestellen wollten. Während seiner Abwesenheit entfernten die aufgebrachten Anwohner Steine aus den ausgegrabenen Mauern, um sie als Baumaterial zu verwenden. Als Le Métayer-Masselin zurückkam fertigte er eine hastige Zeichnung der Mauerreste an. Die Zeichnungen waren jedoch so schlecht, dass weder Archäologen noch Architekten sich einen Reim darauf machen konnten.

Als Ernest Babelon, der Leiter des Cabinet des Medailles, einen Artikel über die Funde in Villeret schreiben wollte, organisierte er eine erneute Ausgrabung. Er beauftragte Camille de la Croix, der 1896 die Fundamente von 4 Tempeln aus unterschiedlichen Epochen fand.

Skizze der Grundrisse der Tempel und des Theaters von Camille de la Croix (1831 - 1911), Public Domain

Skizze der Grundrisse der Tempel und des Theaters von Camille de la Croix (1831 - 1911), Public Domain

die Bauwerke

Die Ruinen befinden sich auf einem etwa 6 Hektar großen Areal. Die Tempel umfing ein Wall, der ein quadratisches Areal von 4600m² umfasste. Die Cella (innerer Hauptraum) des größeren Tempels war 100m² groß und durch eine Mauer geteilt. Der Pronaos (Vorhalle) war etwa 400m² groß, an seiner Nord und Südseite waren zwei kleine Kammern. Der große Tempel war der Göttin Maia, der Mutter des Merkur, gewidmet und umschloss den kleineren Merkurtempel. Der Merkurtempel war 24 x 6 m und sein Pronaos 12,1×8,4m groß. Um die Gebäude herum lief ein Säulengang, der mit weissen Steinen gepflastert war. Diese beiden ältesten Tempel stammen aus dem 1. Jahrhundert und waren wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts durch die Franken und Alamannen zerstört worden, die 275-76 Gallien überfielen. Dabei wurde der Silberschatz, der zum Merkurtempel gehörte, in seinem Versteck deponiert und er wurde bei dem Wiederaufbau der beiden Tempel nicht entdeckt.

Wann genau die neuen Tempel wieder aufgebaut wurden lässt sich nicht sagen. Die neuen Tempel stehen fast an den gleichen Plätzen wie die alten Tempel, benutzen jedoch nicht die gleichen Fundamente. Einer der neuen Tempel hatte eine quadratische Cella und einen Pronaos. Nördöstlich dieses Tempels befand sich ein Turm mit 3,1m innerem Durchmesser. Damit war der Turm größer als das Türmchen bei dem alten Tempel, welches nur 0,6m inneren Durchmesser besaß. Ansonsten waren die neuen Tempel, die im 5. Jahrhundert zerstört wurden, kleiner als die alten Tempel.

In einem Brunnen, der 90m von den Tempeln entfernt lag und im Mittelalter zum Abbau von Mergel benutzt worden war, fand man in 70m Tiefe einen römischen Schlüssel.

Neben den Tempeln verlief eine Römerstraße, die Rouen (Rotomagus) über Brionne (Breviodurum) mit Lisieux (Noviomagus) verband. Östlich der Tempel fand man ein römisches Theater, die halbrunde westliche Fassade war 65,5m lang und das Orchestra (die Bühne) 29,3m. Das Theater war im 1. Jahrhundert erbaut worden, in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts zerstört und im Gegensatz zu den Tempeln nicht wieder aufgebaut worden.

Da man weder an jenem Ort, noch in Villeret, das aus dem Mittelalter stammt, Reste einer römischen Siedlung gefunden hat, ging Babelon davon aus, dass Canetonum nur aus einer Villa, den Tempeln, dem Theater und einem Forum bestand, wo sich an bestimmten Tagen die Leute aus den umliegenden Siedlungen trafen um Markt zu halten und Recht zu sprechen. Von der Villa fand man nur ein paar römische Scherben und Reste einer römischen Fußbodenheizung (Hypokaustum). Es wurde keine Nekropole gefunden.

Adolphe-André Porée (1848-1939), der den Platz der Ausgrabung besucht hatte schrieb 1896, dass die Ruinen ihn sehr an die Ruinen von Sanxay erinnerten, allerdings in kleineren Dimensionen. Wie Sanxay befand sich auch Canetum am Rande eines Siedlungsgebietes eines keltischen Stammes. Im Falle von Canetum waren das die Lexovii, die westlich der Seinemündung lebten und Lisieux als Hauptstadt hatten. Der nahe Fluss Risle war die Grenze zum Siedlungsgebiet der Eburovices, deren Hauptstadt Évreux war und der Velicasses, deren Hauptstadt Rouen war.

Abgesehen davon, dass die Straße, die zum Fundort führt Rue du Trésor (Straße des Schatzes) heisst, ist heute nichts mehr von den Ruinen zu erkennen.

Strasse des Schatzes, eigenes Foto, Lizenz: Public Domain/Gemeinfrei

Strasse des Schatzes, eigenes Foto, Lizenz: Public Domain/Gemeinfrei

die Artefakte

Die meisten der Artefakte sind silberne Opfergaben für Merkur. Die Namen der Spender und eine Widmung an Merkur sind in die Opfergaben eingraviert, was interessant für die Namenforschung ist, denn hier tauchen sowohl römische als auch gallische Namen und Mischformen auf.

Auf den Artefakten werden immer wieder die Attribute von Merkur dargestellt: der Ziegenbock, der Hahn, der Geldbeutel und der Hermesstab. Die traditionelle Kleidung von Merkur besteht aus dem Petasos, einem Hut, der oft Flügel trägt, und geflügelten Sandalen.

1.+2. Zwei Merkurstatuen, von denen die eine 57cm hoch ist und einen stehenden Merkur zeigt, der die rechte Hand nach vorn streckt, und den vergoldeten Hermesstab in der linken Hand hält. Das obere Teil des Kopfes fehlt, die Reste einer Naht legen nahe, dass dort ein Petasos war.

3.-7. Zwei Merkurbüsten die noch Spuren von Vergoldung aufweisen. Eine kleine Hand aus massivem Silber und zwei Schlangen aus gegossenem Silber und vier Weihrauchlöffel in verschiedenen Formen.

8. Drei Simpuli, eine Art Kelle, mit der Wein geschöpft wurde, und die das Wahrzeichen der römischen Priester war. Auf einem Simpulum ist Merkur, ein Bock und ein Baum eingraviert. Die punktförmig eingravierte Inschrift lautet: Mercurio. Augusto. Q. Domitius. Tutus. In den zweiten Simpulus ist die Inschrift Mercurio. Aug. Combaromarus. Buolmini. Fil. V. S. L. M. eingraviert. Combaromarus ist ein gallischer Name. V.S.L.M. heisst Votum Solvit Lubens Merito, löst sein Versprechen ein.

9. Vier kleine Döschen ohne Inschrift oder Verzierung.

10.+11. Zwei silberne Scheiben, eine trägt die Inschrift: Deo. Mercurio. Kanetonnessi. C. Propert. Secundus. V. S. L. M., das heisst für den Gott Merkur von Canetum von Propertus Secundus, der sein Versprechen einlöst. Der Rand der Scheibe ist mit Löwen und Masken verziert, in der Mitte ist ein Mann dargestellt, der von einem Löwen und einem Wolf angegriffen wird. Die andere Scheibe zeigt in ihrer Mitte einen goldüberzogenen Vogel, der Beeren isst und die Inschrift: Mercur. Aug. Sacrum. Germanissa. ViscariVSLM.

12. Eine Phiale (Trinkschale) die von Germanissa gespendet worden war. Ihr Griff zeigt eine Frauenbüste und darunter eine Frau, die in der linken Hand ein Füllhorn und in der rechten Hand einen Hermesstab hält.

13. Eine große Schale aus dem 1. Jahrhundert mit 28,5cm Durchmesser und 5,58cm Höhe, die mit 21 nach außen getriebenen Godrons verziert ist und von Domitius Tutus gespendet worden war. Ihr dazugehöriger Bodeneinsatz wird unter 26. besprochen.

14. Eine Phiale aus dem 2. Jahrhundert, auf deren Boden Amor angebildet ist, der neben einem Altar steht, in der rechten Hand eine Maske trägt und sich mit der Linken auf eine große Lyra stützt. Die Schale trägt die Inschrift: Mercurio. Aug. P. Aelius. P. Aeli. Numitoris. Libertus. Eutychus. V.S.L.M., das bedeutet, sie wurde von dem Freigelassenen Sklaven Aelius Eutychus gespendet. Ihr Bodeneinsatz wird ebenfalls unter 26. besprochen.

15. Eine große Schale von 21,8cm Durchmesser.

sitzender Merkur auf der Schale von Lucia Lupula, von Marie-Lan Nguyen (user:Jastrow auf Wikipedia Commons), Public Domain

sitzender Merkur auf der Schale von Lucia Lupula, von Marie-Lan Nguyen (user:Jastrow auf Wikimedia Commons), Public Domain

16. Eine Phiale aus dem 2. Jahrhundert, die mit Arabesken von Vasen, Schlangen verschlingenden Ibissen, Blumen, Schmetterlingen, Reptilien, Girlanden und ähnlichem verziert ist. Auf ihrem Boden ist ein sitzender Merkur dargestellt. Sein Kopf ist mit Flügeln verziert, er hält einen Hermesstab und zu seinen Füßen sitzt auf der einen Seite ein Bock, auf der anderen befindet sich ein Hahn. Daneben sind ein Altar und eine Schildkröte dargestellt. Eine Inschrift besagt: L. Lupula. M. C. Do. und wurde von Prevost als Lucia Lupula Mercurio Caneto Donat interpretiert.

17.-23. Acht Phialen, davon eine mit Fuß und drei mit Griff. Eine mit der Inschrift Q. Lucanius. Blaesus. Ex Stipe.. “Ex Stipe” bedeutet, das die Schale auf Grund einer Kollekte gespendet wurde. Und eine mit Blattwerk und Schlangenköpfen verzierte Phiale, die die Inschrift Merio. Caneto. Epaticcus. d. s. o. trägt.

24. Zwei Phialen, die mit ziselierten Reben und Weintrauben geschmückt sind, die sich um Obelisken winden und von Vögeln aufgepickt werden. Sie tragen Reste von Vergoldung und die Inschrift Deo. Merc. Can. Decir. Lupercus. Ex Test. Pac. Dociris. PII.. PII ist eine Gewichtsangabe. Pondus war das lateinische Wort für Gewicht. Solche Gewichtsangaben finden sich auch auf den Trinkschalen 15 und 21.

25. Zwölf Phialen ohne Inschriften.

26. Vier verzierte Emblemata, Scheiben, die als Boden in Trinkschalen eingesetzt worden waren. Die erste Scheibe zeigt Merkur mit dem Hermesstab in der linken Hand und dem Geldbeutel in der Rechten. Vor der Figur steht eine mit einer Girlande umwundene Säule auf der ein Hahn sitzt. Ihr gegenüber steht eine weitere Säule auf der eine Schildkröte sitzt und daneben ist ein Bock. Auf der zweiten Scheibe stützt sich Merkur mit der linken Hand auf den Hermesstab die rechte Hand hält ein Gewand fest, das um Merkurs Hüfte geschlungen ist und an dem eine Geldbörse hängt.

Maia und Merkur auf der Schale von Aelius Eutychus, von  Marie-Lan Nguyen, Public Domain

Maia und Merkur auf der Schale von Aelius Eutychus, von Marie-Lan Nguyen, Public Domain

Die dritte Scheibe befindet sich in der Phiale 14. Sie zeigt die Büsten von Merkur und Maia unter ihnen einen Hermesstab.

schlafende Omphale auf einer Schale von Domitius Tutus, von Wikimedia Commons User:Clio20, Lizenz: CC by SA

schlafende Omphale auf einer Schale von Domitius Tutus, von Wikimedia Commons User:Clio20, Lizenz: CC by SA

Die vierte Scheibe gehört zu Phiale 13. Sie zeigt eine schlafende Omphale umgeben von drei Eroten auf dem Fell des nemëischen Löwen. Ihr Kopf ruht auf der Keule des Herkules.

27. Zwei silberne Oinochoe (Kannen mit Henkel), die mit Bossierungen verziert sind, die an Bienenwaben erinnern. Eine trägt die Inschrift: Mercurio. Sacr. Maxuminus. Carantini.

28. Eine kleine silberne Votivtafel mit der Inschrift: Q.B.S.V.S.L.M..

29. Eine glatte Vase von der nur der obere Teil erhalten ist, mit der Inschrift: Mercurio. Aug. Camulognata. Coigi. Filia. V. S. L. M.. Camulognata ist ein gallischer Name und erinnert an den Namen des Aulerci-Anführers Camulogene, der in Gaius Iulius Caesars De bello Gallico erwähnt wird.

Achilleus beweint Patroklos, von Marie-Lan Nguyen, Lizenz:CC by

Achilleus beweint Patroklos, von Marie-Lan Nguyen, Lizenz:CC by


30. Auf zwei Oinochoe aus getriebenem Silber aus dem 1. Jahrhundert sind Szenen aus den homerischen Epen dargestellt. Der Tod des Patroklos, der von Achilleus beweint wird und der Tod des Hektor. Achilleus steht über Hektors Leiche und eine Victoria reicht ihm einen Lorbeerkranz, dann schleift er den toten Körper des Hektor um das Grab des Patroklos. Und schließlich der Tod des Achilleus der vom Pfeil des Apollon getroffen wurde.
Poseidon und Demeter auf einem Becher von Domitius Tutus, von Marie-Lan Nguyen, Lizenz:CC by

Poseidon und Demeter auf einem Becher von Domitius Tutus, von Marie-Lan Nguyen, Lizenz:CC by


31. Ein Becher aus dem 1. Jahrhundert mit Darstellungen der isthmischen Spiele, mit griechischen Göttern und einem Sieger der Spiele. Poseidon sitzt neben der stehenden Demeter und beide schauen in Richtung der sitzenden Nymphe Peirene, die ihrerseits mit einer Hand den Flügel eines Pegasos berührt. Der Pegasos trinkt aus einer Quelle, in deren Hintergrund man den Berg des Akrokorinth sehen kann auf dem ein Tempel steht. Neben dem Pegasos steht ein mit Fichtenzweigen bekränzter muskulöser bartloser Mann, der mit der rechten Hand ein Gewand festhält und mit der Linken eine Siegespalme umfasst, die auf einem Tischchen steht. Der Kranz aus Fichtenzweigen war das Zeichen des Siegers bei den isthmischen Spielen. Der Becher trägt die Inschrift: Mercurio. Augusto. Q. Domitius Tutus. Ex Voto..
schüttel dein Haar für mich wildes Mädchen, uhm ich meine, weiblicher Zentaur, der in einen Spiegel schauen sollte, was aber nicht geht, wenn der Spiegel vor einem ist, von Marie-Lan Nguyen, Lizenz:CC by

schüttel dein Haar für mich, uhm ich meine, weiblicher Zentaur, der in einen Spiegel schauen sollte, was aber nicht geht, wenn der Spiegel vor einem ist, von Marie-Lan Nguyen, Lizenz:CC by


32. Auf zwei Skyphoi (Becher mit Henkeln) aus getriebenem Silber, aus dem 1. Jahrhundert, werden männliche und weibliche Zentauren dargestellt, jeweils ein männlicher Zentaur auf einer Seite und auf der anderen ein weiblicher. Diese Skyphoi sind mit ihren dyonisischen Motiven ein bedeutendes Beispiel für luxuriöse private Gebrauchsgegenstände der Zeit des Endes der römischen Republik und Beginns der Kaiserzeit.

Auf dem einen Skyphos befindet sich ein bärtiger Zentaur, der mit einem Erot (Putte) schäkert, der ihn an den Haaren zieht, ein anderer Erot hält einen Korb mit Früchten, daneben taucht ein jugendlicher Satyr (Waldgeist) seine Hände in fließendes Wasser. Ihm gegebenüber hält eine Zentaurin einen Spiegel hoch, sie ist umwunden mit Efeu und wirft ihren Kopf zurück. Neben ihr sind zwei Eroten, der eine spielt Flöte und der andere pflückt Mohnblumen.

Auf dem zweiten Skyphos ist ein bartloser Zentaur mit aufgeblähten Wangen zu sehen, der ein Instrument spielt, das nicht mehr zu erkennen ist, neben ihm tollen ein paar Eroten herum, und die Zentaurin auf der ihm gegenüberliegenden Seite hält einen Korb mit Früchten.[3]

Zentaurin mit Früchtekorb, von Marie-Lan Nguyen, Public Domain

Zentaurin mit Früchtekorb, von Marie-Lan Nguyen, Public Domain


33. Zwei Kantharos, die mit drei weiblichen und drei männlichen Masken verziert sind, wobei die männlichen Masken Satyre oder Silene darstellen. Eine männliche Maske ist bartlos und hat spitze Ohren. In das Haar der weiblichen Masken sind Girlanden, Blumen und Bänder eingearbeitet.

34. Auf zwei Kantharos werden vier Szenen dargestellt. Auf dem ersten Kantharos sind zwei Szenen mit einer halbnackten Frau und einem älteren Mann, der mit einem Mantel bekleidet ist, dargestellt. Die Frau hält eine zusammengerollte Schriftrolle. Vor ihr steht der Mann auf einer Scheibe mit astrologischen Motiven und hält einen Lituus (gewundenen Stab). In der zweiten Szene liest sie die ausgerollte Schriftrolle und der Mann stützt sich auf den Lituus. Auf dem zweiten Kantharos hält ein sitzender junger Mann den Lituus und die Schriftrolle während eine Frau einen Zweig aus einer großen Vase zieht. In der zweiten Szene sitzt der Mann auf einem Sitz mit Löwenfüßen und hält die Schriftrolle, die auf seinem Knie aufliegt und die Frau lehnt sich an eine Säule während sie den Lituus in ihrer linken Hand hält. Der wahrsagerische Charakter der Szenen, wird durch mehrere Zippi (flache Stelen) verstärkt, auf denen Masken und Lyren liegen und Vasen stehen, die vereinfachte Gesichter darstellen, als würden sie auf polierten Oberflächen reflektiert, was auf Kristallomantie (genauer Katoptromantie) hindeutet. Der ältere Mann stellt den Propheten Teiresias und die Frau die Priesterin Pythia aus dem Orakel von Delphi dar. Die andere Frau ist Manto, die Tochter des Teiresias und ihr Sohn, der Seher Mopsos. Diese Deutung ist jedoch umstritten.

Quellen:
Auguste Le Prévost; Société des antiquaires de Normandie (Hrsg.): Mémoire sur la collection de vases antiques trouvée, en mars 1830, à Berthouville, arrondissement de Bernay. Verlag:T. Chalopin, 1832, S. 6ff (französisch)

Camille de la Croix: Fouilles de Berthouville, par le P. de la Croix. In: Société des antiquaires de l’Ouest (Hrsg.): Bulletins de la Société des antiquaires de l’Ouest. 2, Nr. 7, Verlag:Fradet et Barbier, Poitiers 1895-97, ISSN 11493194, S. 538-543 (französisch)

Maxime Collignon: Le Trésor de Berthouville près Bernay (Eure), conservé au département des médailles et antiques de la Bibliothèque Nationale. In: Denis de Sallo, Jean Gallois, Jean Paul de La Roque, Louis Cousin, Pierre-Claude-François Daunou (Hrsg.): Le Journal des sçavans. Nr. 15, Jean Cusson, Paris 1917, S. 434-445 (auf Gallica).

Camille de la Croix: Le Trésor et les Substructions Gallo-Romains de Berthouville (Eure). In: Comité des travaux historiques et scientifiques (Hrsg.): Bulletin archéologique du Comité des travaux historiques et scientifiques. Nr. 1897, Bibliothèque nationale, Paris 1897, S. 70-77 + Planche 1.

Sommaire des voies romaines (17,2+18) (französisch)

Le Chanoine Adolphe-André PORÉE: L’art normand. Verlag: Fontemoing et Cie, Paris 1913. (französisch)

Adolphe-André Porée: Découvertes archéologiques du R. P. de la Croix, au Villeret (Berthouville), en 1896. In: Société française d’archéologie (Hrsg.): Bulletin monumental / publié sous les auspices de la Société française pour la conservation et la description des monuments historiques ; et dirigé par M. de Caumont. 7, Nr. 61, Lance, Paris 1896, S. 339. (französisch)

Jon van de Grift: Tears and Revel: The Allegory of the Berthouville Centaur Scyphi. In: American Journal of Archaeology. 88, 1984.

Der Text wurde unter einer Gnu freie Dokumentations Lizenz veröffentlicht.

5 thoughts on “Schatz von Berthouville

  1. echt interessant. Was man alles so unter den Äckern findet…

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  2. Viel zu selten leider 😦
    Ich find halt schon ziemlich krass, in diesem Kaff gibt es überhaupt keine römischen Artefakte und da oben auf dem Hügel wurden die römischen Scherben von den Maulwürfen aus der Erde gebuddelt.
    Genauso krass finde ich allerdings, das genau nichts mehr davon zu sehen ist.
    Eine meiner Vorgängerinnen als Schlosswächter hat ihren Mann immer dazu verdonnert Löcher zu buddeln, es hätte ja ein Schatz irgendwo sein können. 😛 Begründet hatte sie die Orte des Löcherbuddelns damit, dass ein Geist dort auf den Boden gezeigt habe.
    Aus eigener Erfahrung beim Gärtnern kann ich sagen, hier gibt es nur Glasscherben und Stacheldraht im Boden.

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  3. […] Sonntag habe ich auf der Rückfahrt von Plasnes Fotos an der Stelle gemacht, an der der Tempel von Canetonum gestanden hat. Wo genau die Stelle ist hab ich anhand dieser Zeichnung von Léon Coutil im […]

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  4. […] Da guckt ihr besser in den Wäldchen.” Neinein, sie würden überall ihr Glück versuchen. Schatz von Berthouville, yadayada. Nein, sie wollten etwas Keltisches […]

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  5. […] Gisacum wurde im ersten Jahrhundert erbaut und in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts abgerissen, um eine neue Stadt zu erbauen. Gisacus war einer von drei Stadtgöttern, die in den Tempeln der Stadt verehrt wurden. Er wurde unter der römischen Herrschaft mit Apollon gleichgesetzt, muss also ähnliche Attribute gehabt haben. Apollon ist der Gott der Sonne, der Kunst und der Medizin. Es war bei den Eburoviken üblich, Dreiergruppen von Göttern an einem Ort zu verehren. In der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts war die Blütezeit der Ortschaft, dann wurde sie verlassen. Gisacum war nicht befestigt und daher schutzlos den Überfällen germanischer Stämme ausgesetzt. Auch andere gallo-römische Tempelanlagen wurden in jener Zeit aufgegeben, vergleiche Canetum oder Canetonum in Villeret. […]

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