Das Weiße Schloss – die Gebäude

Heute ist der Eingang an der Südseite. Das Dorf liegt im Westen, deshalb war der ursprüngliche Eingang im Westen. Die Straße hat direkt zum Vorhof geführt. Der Vorhof war von vier Gebäuden flankiert, die im Stil Louis XIII (1601-1643) im 17. Jahrhundert erbaut worden sind.

Das rechte vordere Gebäude war ursprünglich eine Kapelle, an der man heute noch Pilgerzeichen sieht. Im 20. Jahrhundert wohnte dort eine Familie namens Platevoet, die drei der Gebäude auf dem Vorhof nutzte. Sie waren Bauern und waren aus Belgien eingewandert und wohnte bis zum Ende der 1960er Jahre auf dem Gelände. Ich hab einige Verwandte von ihnen selbst kennengelernt. Zu meiner Zeit schliefen die Schafe in dem Gebäude. Der Fußboden war teilweise ausgeschachtet. Man konnte noch einen Kamin sehen und elektrische Kabel. In manchen der Fenster waren noch Glasscheiben eingesetzt. Der Zustand der Balken unter dem Dach war okay. Da man dieses Gebäude von der Straße aus sehen kann, kamen oft Anfragen von Leuten, die es gern kaufen wollten.

Dependance Morsan
Das ist das Gebäude vorne rechts. Man sieht noch das Tor, wo irgendwann ein Zaun gewesen sein muss. Sie hatten Strom in dem Gebäude. Im Hintergrund sieht man das Gebäude hinten rechts. Foto von 2012.
Where the uncle of our former shepherd used to live
Hier die gleiche Seite (Süden) ein paar Jahre später. Foto von 2018.
Peek inside the barn
Das Foto ist von 2020 und wenn man es vergrößert, kann man rechts von der Tür einen eingeritzten Kreis sehen und diverse Löcher, die glaube ich, zu eingeritzten Kreuzen gehören. Kreise waren Schutzsymbole gegen böse Mächte.
Ostseite der ehemaligen Kapelle. Da sind die Schäfchen immer rein und rausspaziert. Foto von 2011.
Das Foto ist von 2012. Rudi und Miniputz latschen auf das Gebäude zu. Man sieht hier die Nordseite, an der man noch alte Bögen erkennen kann, in denen früher Tore gewesen sein müssen. Außerdem die Einfassungen von zwei hohen Fenstern, die irgendwann im Laufe der Zeit zugemauert worden sind.
Kamin
Hier sieht man den Kamin auf einem Foto aus dem Jahr 2014.
A rusty bowl in a stable
Im Inneren der ehemaligen Kapelle stand 2014 immer noch eine alte rostige Schüssel, womöglich noch von den Belgiern.

Pilgerzeichen sind Symbole, die Pilger hier in der Gegend seit dem Mittelalter und bis ins 19. Jahrhundert in die Außenmauern von Kirchen und Kapellen eingeritzt haben. Solche Zeichen gab es im Mittelalter in allen katholischen Pilgerstätten, hier gab es sie noch in den folgenden Jahrhunderten. Es wird hier immer noch gepilgert, aber jetzt ritzt niemand mehr in Kirchenmauern. Man steckt jetzt meistens Papierchen mit Gebeten hinter oder unter Statuen.

Eingeritzt wurden früher Kreuze, Kreise mit innerem Muster, Tiere und Boote. Damit wollte der Pilger den Segen Gottes erbitten, für Bootsfahrten, Tierzucht oder Jagdglück und er erhoffte sich Schutz vor dem Bösen. Diese Symbole wurden mit Nägeln oder Messern eingeritzt. In den tieferen Löchern rieben die Pilger Staub heraus, den sie als segensreich betrachteten.

Das hier ist ein sehr unübliches Graffiti an dem Gebäude vorne rechts. Jemand hat ähnliche Zeichen einmal als Templerfluss und Karte interpretiert. Ich weiß es nicht. Ritzzeichnungen von Tieren stellen meist Tiere dar, für die man sich Fruchtbarkeit erhofft (Vieh) oder Jagdglück. Auf anderen Kirchen findet man eingeritzte Boote oder Schiffe. Es fuhren früher Boote auf der Risle bis zur Seine und dann zu den Meerhäfen. So wurde auch für den Erfolg von Reisen gebetet. Foto von 2009.
Pilger ritzten solche Kreuze in Kirchenmauern und nahmen den Staub aus den Löchern als Segen mit. Diese Kreuze sind in eine der Türöffnungen eingeritzt. Foto von 2009.
Kreise mit Innenmuster gegen den Bösen Blick. Foto von 2009.

Das linke vordere Gebäude auf dem Vorhof war die Conciergerie, das heißt, da haben irgendwelche Wächter oder/und Bedienstete gewohnt. Das Gebäude konnten die Amerikaner in den 1980ern nicht kaufen. Dort wohnte eine belgische Familie. Die belgische Frau, die zu meiner Zeit in dem Gebäude wohnte, war im Alter von 14 Jahren nach Frankreich gekommen. Damals kamen viele Belgier nach Eure. Sie hatte offiziell eine Tätigkeit als Bäuerin angemeldet. Die Frau starb vor wenigen Jahren. Ich hab ihren Grabstein auf dem Friedhof von Morsan gesehen, hab aber vergessen, wann sie gestorben ist und finde kein Foto davon. Jedenfalls haben die Amerikaner, gleich nachdem sie vom Tod der Nachbarin erfahren haben, versucht das Haus zu kaufen. Es war ihnen aber zu teuer. Da wollte es jemand anders kaufen. Daraufhin wollten sie es doch unbedingt haben und kauften es für viel mehr Geld als sie zuerst hätten bezahlen müssen. Sie wollen das Haus zu einem Ferienhaus umbauen. Bisher ist aber noch nichts passiert. Natürlich sieht das Haus nicht mehr wie im 17. Jahrhundert aus.

Exterior of one of the former outer buildings of Le Château Blanc
Es hat überhaupt keine Ähnlichkeit mit den anderen drei Gebäuden mehr. Foto von 2021.
I used to drink tea here
Vielleicht steckt da noch irgendwo 17. Jahrhundert drin. Ich seh davon jedenfalls nichts. Foto von 2022. Seltsamerweise hab ich nie ein direktes Foto von der Weide aus gemacht. Von dort sieht man zumindest noch Backsteine.
Sun and frost
Rechts hinten ist die ehemalige Conciergerie 2010. Phex und Rudi untersuchen gerade irgendetwas Aufregendes auf der Weide.

Das hintere rechte Gebäude auf dem Vorhof war ursprünglich ein Pferdestall gewesen. Zu meiner Zeit behandelte ich die Schafe dort gegen Würmer und ließ sie dort scheren. Wenn ein Schaf krank war, sperrte ich es in eine Pferdebox und rief dann den Tierarzt. Gefüttert habe ich sie dort nur am Anfang. Die Raufenkonstruktion des englischen Handwerkers fiel 2003 herunter und erschlug eins meiner Schafe. Daraufhin kaufte ich eine richtige Raufe aus Metall für draußen. In dem ehemaligen Pferdestall lagerte ich außerdem das Stroh für die Streu. Die Amerikaner lagerten im vorderen Teil Plastiksäcke mit Schafwolle aus den 1980ern und 1990ern.

Blick in den antiken Pferdestall
Blick in den alten Pferdestall. Immerhin muss es dort irgendwann Elektrizität gegeben haben. Aber nicht mehr zu meiner Zeit. Foto von 2013.
Der Stall hat Augen
Das war mein Stroh im Jahr 2013. Die kleinen Fenster sehen aus wie Augen, finde ich.
The new shearing machine
Schur im Jahr 2013. Ich hab jedes Jahr einen Schäfer geholt. Das hier war der neue Schäfer und er hat hier seine neue Maschine erstmals eingesetzt.
Schur im Jahr 2009. Dieser Schäfer hieß Maurice Platevoet und war mit den Leuten verwandt, die früher in der ehemaligen Kapelle gewohnt haben. Und so wie er hat man die Schur schon im 19. Jahrhundert gemacht. Er wurde 1929 geboren und starb 2012. Er liegt in Brionne auf dem Friedhof.
Der Stall hat auch hinten Augen
Das sind die Augen des Stalls von außen. Das Foto ist von 2014.
Meine Schafe vor dem Pferdestall im Jahr 2012.
2009 mit Phex an der Rückseite des ehemaligen Pferdestalls. Sieht für mich immer noch wie ein Gesicht aus, nur sind jetzt andere Fenster die Augen.

Im hinteren linken Gebäude standen ursprünglich die Karossen, vor die man die Pferde anspannte, wenn die Adligen irgendwohin wollten. Die Belgier, die in der alten Kapelle wohnten, hatten das Gebäude wohl als Kuhstall genutzt. Die Amerikaner haben einen Teil des Gebäudes abgesichert und mit einer versteckten Metalltür versehen. Der Rest dient als Lager für Krempel. Zu meiner Zeit wohnte eine Schleiereule in dem Gebäude.

2009 mit einem Lamm im Schnee vor dem Wagenstall.
Die Zeit steht mal wieder still
Ansicht der Marken vom Veterinär des Agrarministeriums. Das Foto hab ich 2013 gemacht, die Marken wurden von 1959 bis 1968 vergeben.
Carriage barn
Die Rückseite des Wagenstalls im Jahr 2018. Geradeaus ist die ehemalige Conciergerie zu sehen.
The barn has an eye
2014 hatte der Wagenstall jedenfalls auch ein Auge.

Der Vorhof selbst war zu meiner Zeit eine Weide, die im Sommer nur abends genutzt wurde. Morgens holte ich die Schafe in den Park und abends ließ ich sie auf den Vorhof. Heute ist es immer noch eine Rasenfläche. Auf der Rasenfläche gibt es Marnières, das sind Mergelgruben, die hauptsächlich im 18. und 19. Jahrhundert angelegt wurden. Im Ancien Régime (vor der Französischen Revolution) sah der Vorhof bestimmt anders aus. Der Vorhof muss zugleich als Ehrenhof genutzt worden sein. Nun weiß ich nicht, wie viele Truppen die Le Sens (oder die Desens) de Morsan hatten. Philémon, der Gouverneur von Bernay, muss Truppen gehabt haben. Ob diese Truppen in Morsan oder in Bernay exerziert haben, kann ich nur vermuten und da würde ich annehmen, dass sie das in Bernay taten. Aber wissen kann ich es nicht.

Hinter diesem Vorhof ist ein Tor und ein Weg, über den eine Kutsche passen würde. Der Weg führt über zwei ummauerte Gräben. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass da jemals eine Zugbrücke war, denn der Weg ist solide und mit den gleichen Steinen eingefasst, mit denen die Gräben eingefasst sind. Die Konstruktionen sehen auch nicht so aus, als sei jemals Wasser im Graben gewesen.

That tarp will be enough
Auf diesem Foto von 2021 sieht man zumindest einen Teil der Einfassung des Südgrabens, mitsamt dem Südturm.
Hier sieht man zwei Lämmer auf der Umfassung des Südgrabens stehen. Die Grasfläche hinter dem Tor ist der Vorhof. Das Bild ist von 2012.
Hier sieht man Phex und Nebelschafe 2009 auf dem Weg durch die Gräben mit der südlichen Grabeneinfassung.
Auf diesem Foto von 2010 sieht man immerhin von weitem einen der Pfosten, die rechts und links am Eingang des Weges stehen. Oben auf diesen Posten ist ein steinerner Blumentopf. Kein Topf zum Einpflanzen, sondern eine Skulptur. Diese Blumentöpfe sind sehr beliebte Dekorationen in den Gärten von Schlössern.

Rechts und links von den Gräben stehen Türme. Das Alter der Türme ist schwer zu bestimmen. Sie sehen aber nicht älter aus, als alles andere, sondern scheinen aus dem gleichen Sandstein gebaut zu sein, aus dem das Schloss ist. In der untersten Etage wurde Feuerstein verbaut. Das ist auch nicht sehr hilfreich. Feuerstein gibt es hier en masse auf den Äckern und er wurde in allen Jahrhunderten zum Bau benutzt. Es gab ihn ja umsonst überall herumliegen. Nehmen wir an, dass die Türme gleichzeitig mit dem Schloss gebaut wurden. Der Sandstein legt das auch nahe. Auf den Türmen stehen Turmspitzen aus Blei, die eine Kapsel enthalten, auf das Datum steht, wann sie aufgestellt wurden. Natürlich habe ich die Turmspitzen nicht heruntergeholt und nachgeschaut.

Ich rate also spätes 16. oder frühes 17. Jahrhundert. Auf dem Foto ist wieder der Südturm anno 2009 mit Dach.
Épi de faitage tour Morsan
Die Turmspitze vom Südturm im Jahr 2013.
Auf Augenhöhe
Hier bin ich 2014 auf dem Nordturm und fotografiere von dort den Südturm. Das Dach ist kaputt, das Loch ist aber auf der anderen Seite.

Möglich ist, dass Philémon Le Sens, der erst im späten 16. Jahrhundert geadelt wurde, die Güte seiner Familie und seines Adelsrechts dadurch demonstrieren wollte, dass er die Türme und die Gräben als Zeichen hat bauen lassen, dass dort vielleicht auch schon im Mittelalter eine Burg gestanden hat. Im Mittelalter war seine Familie nicht adelig und kann dort keine Burg besessen haben und auch sonst ist von einer mittelalterlichen Burg dort nichts bekannt. Natürlich hätte ich gerne Grabungen veranstaltet oder veranstalten lassen, das geht schlecht, wenn man nur eine Art Magd-Gärtner-Hirte-Köchin-Sekretärin-Fremdenführerin-Kombination ist. Es gibt einen alten Brunnen, in den ich mich nicht hinuntergewagt habe, denn ich hab Arachnophobie und ich war generell einfach zu feige. Die Besitzer bestehen darauf, dass das Schloss vormals eine Burg gewesen ist, die im Jahr 1000 erbaut wurde, denn mit weniger Nullen geben wir uns ja nicht ab.

Die tolle Turmspitze vom Nordturm hing die ganzen Jahre so herum (Foto von 2008).
Tour et maison des gardiens
Und dieses Foto von 2013 ist das einzige Foto, das ich finde, worauf man den Nordturm einigermaßen sieht. Das Haus da war eigentlich eine Garage, die die Amerikaner in den 1980ern umgebaut haben. Es existiert nicht im Kataster, weil sie keine Genehmigung dafür hatten. Das Gebäude ist wesentlich jünger als die Nazibetonbauten zu denen wir später noch kommen.

Im Ancien Régime waren die Adligen von Steuern befreit. Dafür mussten sie im Ernstfall ihre Truppen zur Verfügung stellen. Der Ernstfall trat aber nur selten ein, während der Steuererlass und verschiedene Rechte, die gutes Geld einbrachten, ganzjährig bestanden. Viele Familien erfanden mythische Vorfahren, die nur mit einem Vornamen benamst waren und natürlich an der Seite von Wilhelm dem Eroberer gekämpft haben. Beweisen konnte man so etwas nicht, aber man konnte auch nicht das Gegenteil beweisen. Ich denke da zum Beispiel an die Harcourts.

„Adelsbetrug“ war dermaßen üblich, dass Louis XIV (1638-1715) einen Beamten durchs Land geschickt hat, der untersucht hat, ob die angeblichen Adeligen überhaupt einen Adelssitz hatten und wenn ja, von wem sie den hatten. Wenn sie einen fälschlich erworbenen oder gar keinen Adelssitz hatten, wurde ihnen der Titel aberkannt und sie mussten hohe Strafen zahlen.

Das ursprüngliche von Philémon erbaute Schloss war einfach aufgebaut, ein Rechteck, was einen der Autoren über die hiesigen Herrenhäuser und Schlösser dazu veranlasst hatte, zu behaupten, das Gebäude sei an sich nur ein Pavillon und gehöre zu einem größeren zerstörten Gebäude. Wahr ist, dass das Schloss nicht komplett mittig steht, aber fast mittig. Daher kann es kein Pavillon eines größeren Schlosses gewesen sein. Es könnte aber die Hälfte eines größeren Schlosses gewesen sein. Das werden wir wahrscheinlich nie erfahren.

Im Süden und Norden wurden 1750 halbrunde Pavillons angebaut, so nennt man bei Schlössern Gebäudeteile, die am Schloss mit dran sind. Es gibt auch bei Schlössern einzelnstehende Gebäude, die Pavillon genannt werden, aber hier handelt es sich jedenfalls um Anbauten. Der Pavillon im Süden ist schön dekoriert und davor ist ein Wasserbecken, an dem die Skulptur eines Pan hockt. Der nördliche Pavillon wurde bis 1827 nicht vollendet. Warum ausgerechnet bis zu dieser Jahreszahl, weiß ich nicht mehr. Das bedeutet jedenfalls, dass der Nordpavillon nicht dekoriert ist und nach nichts aussieht. Dekoriert wurden im Zuge dieser Umbaumaßnahmen auch die beiden anderen Seiten des Schlosses. Im Westen ist die Fassade aber durch den Wind vom Meer abgeschliffen worden.

The white castle
Schloss mit Südpavillon und Becken mit Pan 2021.
Türgesicht
Dekoration über dem Südeingang 2013.
Sehr schlechtes Foto von 2008 auf dem das obere Relief dargestellt ist. Ein Kind reitet auf einem Ziegenbock.
Pan in the evening sun
Pan am Wasserbecken 2013.
Ostenkatz
Ostseite mit Miniputz 2013.
Verzierung an der Ostseite. Foto von 2012.
Ostseite 2012.
Ostseite 2012.
Sculpted lintel
Zum Vergleich eine Verzierung am Salzsteuerbüro in Bernay. Beiden Gebäuden wird nachgesagt, dass Ange-Jacques Gabriel (1698-1782) die Umbauten vorgenommen habe.
2010 hatten wir Schnee. Hier sieht man die Nordseite wenigstens ein bisschen. Der Anbau auf der Nordseiten ist schmaler, weil eine große Treppe in den Keller hinunterführt. Dafür ist er ein bisschen länger. In dem Anbau ist die Wendeltreppe. Nach dem 2. Weltkrieg und auch noch als die Amerikaner das Schloss kauften, gab es keine direkte Treppe vom Erdgeschoss in den Keller. Man musste erst raus und dann die große Treppe hinunter. Die beiden Hunde sind Bach und Rudi.
Nach einer Renovierungsaktion sah das Schloss 2010 kurzfristig besser aus. Es war nur Kosmetik und hielt nicht lange. Der Hund ist Phex und er blickt auf die Ecke von West- und Südseite des Schlosses.

Die älteren Teile des Schlosses, die Gräben und Türme sowie der Hauptbau ohne die Pavillons sind alle im Stil von Henri IV (1553-1610)  gebaut, sagt eine meiner Quellen. Der Riesenvorhof ist aber wohl erst zwischen 1650 und 1750 entstanden.

An der Nordseite gibt es ein zugemauertes Fenster. Angeblich wegen der Fenstersteuer, die es ab dem 24. November 1798 (4. Frimaire VII nach Revolutionszeitrechnung) bis 1926 gab. Danach mussten die Besitzer von Häusern Steuern auf alle Türen und Fenster zahlen. Das Schloss hat aber noch genügend Fenster und ich weiß nicht, ob dieses eine Fenster einen großen Unterschied macht. Vielleicht hat es aber auch mit der Zündelei der Preußen im Krieg 1870/71 zu tun. Die einen sagen so, die anderen sagen so. Im Schloss gab es danach jedenfalls eine Wendeltreppe statt einer geraden Treppe. Und es gab ein neues Parkett. Eine gerade Treppe verbraucht mehr Platz und wäre zum Beispiel dort verlaufen, wo es heute im 1. Stock (oder „halbten“ Stock) ein Badezimmer gibt, das heute nur von der Wendeltreppe aus zugänglich ist.

Die Wendeltreppe im Schloss 2007.
Das Parkett in der „Bibliothek“ wurde im 19. Jahrhundert verlegt. Das Foto ist von 2007. Ich hab ganz tief in meinen Archiven gewühlt.

Ob es der letzte Marquis von Morsan war, weiß ich nicht, aber jemand legte einen kleinen Friedhof für seine Hunde an.

Pet cemetery and Rudi
Der Hundefriedhof 2013.
Einzelne Gräber 2008.

Im 19. Jahrhundert wurde der Park angelegt. 1802 kaufte Louis-Gervais Delamarre das Schloss von Harcourt und richtete dort ein Arboretum ein. Es geht die Sage, dass Herr Delamarre mit dem damaligen Marquis de Morsan bekannt war und ihm Baumsamen für den Park gegeben hat. Weiter im Süden des Grundstücks in Morsan, auf der Wiese vor der Straße, wurden Apfelbäume gepflanzt. Zwischen Park und Apfelbaumwiese stand ein Halbkreis aus Bäumen.

Blick auf den Park vom Vorhof aus. Das war im Jahr 2008.
An der Nordostecke des Parks im Winter 2010.
Vor der blühenden Kastanie nach oben schauen 2011.
The park of Morsan
Rudi und ein Lamm 2011 an der Kastanie.
Hier sieht man 2010 eine der alten Steinbänke, die auch zum Park gehören. Das Gebäude im Hintergrund nutzten die Schafe zu meiner Zeit im Sommer zum Mittagsschlaf. Darin war wohl nach dem Krieg der Kaninchenstall.
The tower behind the trees
Hier die Bank auf der anderen Seite (2012).
Winterschloss
Im Halbrund gepflanzte Bäume im Winter 2013.
Und hier im Oktober 2010.
Winter sun on snow
Wintersonne auf uralten Apfelbäumen 2010.

Die bösen Deutschen haben im Zweiten Weltkrieg (1938-1945) ein paar Betonkonstruktionen gebaut, wo sie ihre Fahrzeuge vor Flugzeugen versteckt haben. Die Nachkriegsfamilien haben das z. B. genutzt, um Kaninchen zu züchten, Holz zu lagern usw. Ein unterirdischer Gang, der vom Schloss aus in einen der Gräben geführt hat, wurde zugemacht.

Unsere Bunker
Betonkonstruktion 2013 im Nordgraben.
Schafe an Nazibauten 2010. Die Betonkonstruktionen der Nazis hatten ein flaches Dach, über das sie ein Tarnnetz zogen, dann konnte man vom Flugzeug aus nicht sehen, dass da überhaupt ein Gebäude war.

Als die Amerikaner in den 1980ern das Schloss kauften, war es praktisch unmöbliert und eine einzige Baustelle. Sie haben sehr viel verändert. Zum Beispiel gab es im 2. Stock keine Toilette, dafür aber ein Bidet. Jetzt gibt es eine Toilette und kein Bidet. Die Amerikaner bauten Ölheizung ein, verstellten bei einigen Räumen die Zugangstüren und Geheimgänge, ließen einen neuen Sicherungskasten einbauen, behielten aber einige der alten Steckdosen ohne Erde. Sie öffneten den Fußboden im Erdgeschoss an der Nordostecke und bauten eine kleine Wendeltreppe in den Keller ein. Die originale Holzvertäfelung gab es nur noch im großen Salon im Erdgeschoss. Im Keller sind noch der alte Brotofen und die Feuerstelle erhalten. Die meisten der offenen Kamine, die heute im Schloss sind, sind entweder Fake oder der Rauchabzug funktioniert nicht.

Lets burn some baskets
Der Brotofen 2015. Sie haben ihn allerdings nicht mehr benutzt.
Leaves in the cellar
Ganz links der offene Kamin, in dem früher Fleisch oder Fisch gegrillt wurde. Foto von 2015. Interessant finde ich die Stufen vor den Fenstern. Ich weiß nicht, wozu die Stufen dienen sollen. Mehr Licht? Jedenfalls fiel da immer Herbstlaub hinein und Molche und sonstwas. Heute haben sie vernünftigerweise engmaschige Gitter davor.

Ich hab Fotos vom Inneren der Conciergerie. Das sind aber „lost place“-Fotos, daher poste ich die hier nicht mit. Außerdem habe ich Fotos und Video von der Einrichtung des Schlosses. Das poste ich vielleicht irgendwann, wenn das Schloss wider erwarten doch verkauft wird.

Das ist ein Ausschnitt aus dem Katasterauszug, den ich mir selbst am Amt gekauft habe.

Fotos und Text sind von mir, der Katasterauszug ist natürlich vom Katasteramt.

Mehr zu alten Kirchengraffitis beziehungsweise Ritzzeichnungen findet man zum Beispiel hier (auf Englisch): Letter from England – medieval church graffiti und hier: https://rakinglight.co.uk/ und hier: Church of the Holy Sepulchre’s mysterious ‘graffiti’ crosses may not be what they seem

Ich hab auch selbst mal einen Artikel geschrieben, der ist aber nicht sehr gut und ich weiß inzwischen mehr über die Sache: Zeichen gegen den Bösen Blick

Eine wichtige Quelle auf Französisch war das Buch Gentilhommières des Pays de l’Eure von Franck Beaumont und Philippe Seydoux S. 297-299 Verlag Éditions de la Morande 1999 ISBN: 2902091312 steht falsch so im Buch, eigentlich muss die ISBN: 2902091311 sein.

Das Schloss und seine Bewohner habe ich bald nach meiner Ankunft zu einer kleinen Geschichte verwurstet, in der meine Hunde die menschliche Hauptrolle spielen: Brief an Herrn Lothar

Das weiße Schloss – die Geschichte der Schlossbesitzer

Alle Fotos im Artikel sind von mir. Das Schloss von Morsan wird heute von der Bevölkerung „Le Château Blanc“, das ‘weiße Schloss’, genannt. Wahrscheinlich wegen des hellen Sandsteins, aus dem es gebaut ist.

Gebaut wurde das Schloss in Morsan von Philémon le Sens, der 1588 geheiratet hat und 1610 Gouverneur von Bernay wurde. Ich hab, ehrlich gesagt, vergessen, wann er geadelt wurde und ich weiß nur noch dunkel, dass er in zwei Stufen geadelt wurde. Bernay ist heute noch eine relativ wichtige Stadt (9848 Einwohner im Jahr 2019), Sitz eines Arrondissements. Ein Arrondissement ist eine französische Verwaltungseinheit, die man mit dem Landkreis in Deutschland vergleichen kann.

Familiengrab der Le Sens de Morsan in der Kirche von Morsan. Ich habe es 2012 fotografiert. Die Jahreszahl 1600 ist mit Vorsicht zu genießen, sie ist zu schön rund. Außerdem weiß man nicht, wer genau drin liegt. Immerhin waren die Le Sens de Morsan wirklich Grafen und Marquis. Obwohl das Grab in Morsan ist, gibt es Einträge der Le Sens de Morsan auf der Litre Funéraire (Erinnerungsleiste in oder an Kirchen) in oder an der Kirche von Notre-Dame-d’Épine. Ich nehme an, dass die Le Sens Angebote mehrerer Kirchen genutzt haben.

Philémon hat das Schloss nicht ganzjährig genutzt. Er wollte halt gern mit dem König abhängen. Was man als Adeliger im 16. und 17. Jahrhundert so gemacht hat. Als Gouverneur musste Philémon bestimmt häufig in Morsan sein. Er war wohl mit Henri IV (1553-1610) bekannt (Stichwort: mit dem König abhängen) und hat denselben wohl vielleicht mal auf das Schloss eingeladen (man beachte die ganzen Wahrscheinlichkeitsworte). Das Schloss ist als Jagdschloss gedacht und außerdem verfügt es über sehr viele Geheimgänge, die wohl dazu dienten, dass man heimlich amourösen Abenteuern nachgehen konnte. Die Geheimgänge gibt es heute immer noch, aber die heutigen Besitzer haben sie nicht gepflegt und teilweise mit Kisten und Zeugs vollgestopft. Zu den Gebäuden an sich schreibe ich später in einem anderen Artikel noch etwas.

Wächter
Zu Beginn war das eigentliche Schloss ziemlich unspektakulär und winzig. Das hier ist die Westseite. Und da der Wind vom Meer die ganze Dekoration an der Westseite weggefegt hat, passt das sehr gut zum Schloss von Philémon. Das Foto ist von 2013, da war ich mit meinen Hunden Schlosswächter. Da vorne sieht man Rudi und Phex. Man muss sich nur die Bäume wegdenken.
Sad flowers
In diesem Eckzimmer ist zum Beispiel ein Geheimgang hinter dem Schrank. Das Bild hab ich 2021 gemacht, als ich nicht mehr zu den aus amerikanischer Sicht bösen Menschen gehörte (hat nichts mit Deutschland zu tun) und wieder reingelassen wurde.

Nachfahren von Philémon (François, sein Sohn, heiratete 1628; Jean François, sein Enkel, wurde 1691 begraben; Jean Marie Louis, sein Urenkel heiratete 1721 und wurde 1724 begraben) waren eventuell seltener im Schloss, da sie keine Gouverneure von Bernay waren und sonst keine bekannten und/oder wichtigen Zusatzämter hatten. Die Adligen haben, wenn sie keine besonderen Ämter hatten, hauptsächlich davon gelebt, dass sie das Volk ausgenommen haben. Zu den Rechten der Adligen, die zu ihrem Untergang führten, gehörten zum Beispiel das Jagd- und Fischrecht. Sie vergaben auch Konzessionen für Mühlen und Brotöfen. Es war dem Volk untersagt, im Wald Holz zu sammeln. Wenn die Adligen wollten, konnten sie dem Volk Nahrung und Heizmaterial versagen und dass das nicht gut gehen kann, kann man sich vorstellen. In Zeiten, wo das Volk nette oder zumindest vernünftige Adlige hatte, ging es allen gut, aber indifferente Adlige, denen das Volk egal war, gingen überhaupt nicht, geschweige denn, wenn die Adligen Arschlöcher waren. Die Adligen hatten häufig das Recht, Pfarrer zu bestimmen. Da gab es ständige Reibereien mit der Kirche, die auch gern auf das Volk zurückgriff. Irgendwoher muss man ja sein Einkommen bekommen, wenn man selbst gar nichts macht. (Ich schwinge hier große Reden, dabei bin ich momentan Hausfrau.)

Pigeonry of Château de Launay
Das hier zum Beispiel ist ein Taubenturm. Die Adeligen hatten das Recht, Tauben zu züchten (und diese Tauben zu essen). Heute scheißen Legionen von Nachfahren dieser Tauben auf die jahrhundertealten Kirchen in Eure. Dieser Turm steht nicht in Morsan, sondern am Château de Launay in Saint-Georges-du-Vièvre.

Auguste Henry Louis Le Sens (1723-1764), ein Ur-Ur-Enkel von Philémon, war mit Künstlern am Königshof befreundet (Ange-Jacques Gabriel?). Da Auguste Henry Louis im Parlement von Rouen war, musste er meist in der Normandie sein. Das Parlement war eine Institution der Rechtsprechung. Auguste machte es sich schön in der Normandie. Er ließ 1750 halbrunde Pavillons im Norden und Süden an das Schloss anbauen. Und es kann sein, dass Ange-Jacques Gabriel (1698-1782) die Dekorationen ausgeführt hat. Es gibt ein Gebäude in Bernay, das Hôtel de la Gabelle (das Salzsteuerbüro), das ähnliche Dekorationen außen hat und das auch Ange-Jacques Gabriel zugeschrieben wird. Das ist aber alles nur Vermutung.

Geist im Spiegel
Ich nenne das Foto „Geist im Spiegel“. Es ist von 2012 und natürlich hatte man im 18. Jahrhundert noch keine Autos. Das da vorne ist der halbrunde Pavillon im Süden. Er ist verziert mit Motiven aus der griechischen Antike. Die Fassade ist ein bisschen abgenutzt.
Ostseite des Schlosses
Das ist die Ostseite des Schlosses. Hier sind über den Fenstern Steine mit Motiven angebracht, wie man sie auch beim Salzsteuerbüro in Bernay findet. Foto von 2013.
Hôtel de la gabelle de Bernay
Und hier zum Vergleich das Salzsteuerbüro von Bernay. Foto von 2015.

Und so ging es weiter bis zur Französischen Revolution (1789-1799). Abdon Thomas François Le Sens (1724-1800), der Bruder von Auguste Henry Louis und damit auch ein Ur-Ur-Enkel von Philémon, wurde 1793 in Bernay in den Knast gesteckt, das Schloss wurde geplündert. Es ist ja nicht so, als hätte die Revolution dem Volk geholfen. Sie hat nur wenigen Leuten aus dem Volk geholfen, die geplündert und sich bereichert haben, sich aufgeführt haben, als seien sie die neuen Herren. Der Rest des Volkes war weiterhin unterdrückt. Die Revolution war dermaßen enttäuschend, mehr eine Diktatur als eine Demokratie, dass es kein Wunder ist, dass sie nicht von Dauer war. Abdon Thomas wurde jedenfalls aus dem Land geworfen. Das ist immerhin noch besser, als guillotiniert zu werden.

le Bonheur de la France
Ein Revolutionsteller. Ein Priester verkündet 1790 nach neuem Gesetz im Dienste der Revolution das „Glück Frankreichs“. Heute kann man übrigens Revolutionsteller von den Mönchen in der Abtei von Le Bec-Hellouin kaufen (wenn auch nicht genau diesen).

Abdon Thomas François ist nach der Revolution nach Frankreich zurückgekehrt, erhielt das Schloss in Morsan zurück und starb anno 1800 in Paris. Sein Sohn Achille Joseph Abdon, erst Graf von Morsan, dann Marquis (?), heiratete 1813. Dessen Sohn Abdon Raymond (1813-1845), Marquis von Morsan, starb schon mit 32 Jahren in Paris. Daraufhin wurde sein Bruder Joseph Marie Philémon (geboren 1817, geheiratet 1852) Graf von Morsan. Das war somit der Enkel von Abdon Thomas François und der hat jedenfalls wieder im Schloss gewohnt und hat es teilweise restauriert. Nach der Heirat bekam Joseph Marie Philémons Frau gleich zwei Söhne, wie es üblich war, aus denen ist aber nichts Vernünftiges geworden. Edmond wurde 1853 geboren und Gaston 1854. Die hatten beide weder Titel noch Söhne und es ist unbekannt wann sie starben, beziehungsweise es ist bekannt, wann der letzte der Le Sens de Morsan starb. Nämlich 1929 in Paris. Welcher von den beiden Söhnen das war, weiß man aber nicht. Es gibt noch andere Le Sens, denen das Schloss in Giverville gehört hat. Die sind ganz entfernt von vor Jahrhunderten mit denen von Morsan verwandt, aber das ist schon so lange her, dass sie auch nicht erbberechtigt waren.

Diese Unklarheit hat mich dermaßen geärgert, dass ich das Sterberegister von Paris im Zeitraum von 1923 bis 1932 durchgesehen habe (ich muss verrückt sein). Ich habe aber nur eine Le Sens Frau gefunden (im 14. Arrondissement). Edmée Jeanne Le Sens starb am 10. September 1927. Dazu fiel mir ein, dass die letzten Le Sens eventuell verheiratet waren. Etwaige Kinder könnten gestorben sein. Dann durchsuchte ich noch das Register von Morsan der Jahre 1863 bis 1922. Jetzt ist klar, ich bin verrückt! Gastons Geburt steht unter dem Namen und Titel Marquis Floriant Gaston Desens in der Akte von 1854. Die Geburt seines Bruders und die Heirat seiner Eltern tauchen nicht auf, können auch in Paris oder Rouen geschehen sein. In Paris fand ich dann Antoine Françoise Nicole Desens de Morsan, gestorben 1821. Keine Ahnung, in welchem Familienverhältnis sie zu den männlichen Desens/Le Sens stand. In der Französischen Revolution wurden sehr viele Akten in Paris zerstört, desgleichen im Krieg 1870/71. Teilweise wurden Akten wiederhergestellt. Ich gehe davon aus, dass die Desens/Le Sens ein Haus in Rouen hatten. Das Archiv von Rouen ist furchtbar und dazu habe ich jetzt wirklich keine Lust. Wann die Namensänderung von Le Sens zu Desens erfolgte, weiß ich nicht. Vielleicht bei der erneuten Anoblierung.

Das ist das Wappen der Le Sens in der Kirche von Morsan. Zu Wappenkunde habe ich bestimmt schon in einem anderen Artikel etwas gesagt. Wappenkunde fasziniert mich, aber es ist die Faszination des Grauens. Ich sage daher nur soviel, es ist de gueule (rot) mit 3 Räucherfässchen und irgendeinem chevron. Das muss reichen. Das Wappen der Le Sens zeigt drei Weihrauchpötte, denn „der Weihrauch“ heißt auf Französisch l’encens, was sich ungefähr genauso spricht wie Le Sens.

Die Stellung der Adligen wandelte sich im 19. und 20. Jahrhundert sehr. Nach der Revolution war es nicht wie vor der Revolution im Ancien Régime. Napoleon I. hat in den Jahren seiner Herrschaft, von 1804 bis 1814 jene alten Adelstitel anerkannt, die er für würdig hielt beziehungsweise den Leuten Adelstitel verliehen, die Ämter innehatten. Zum Beispiel wurden alle Bischöfe zu Baronen und Erzbischöfe wurden Grafen. Weltliche Hohe Beamte erhielten ebenfalls Titel. In den Jahren 1814–1830 wurden im Zuge der Restauration (Wiedereinführung der Monarchie) 2128 Adelsfamilien wieder anerkannt oder neu geschaffen. 1848 wurde im Zuge einer Minirevolution die Vererbbarkeit aller Adelstitel in Frankreich abgeschafft. Das war wie die Regierung von Liz Truss in England, nur halt nicht so schnell, alle paar Jahre machte das Land eine komplette Kehrtwendung.

Im Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) wurde das Schloss von den bösen Deutschen besetzt und schon wieder geplündert. Die Deutschen zündelten auch ein bisschen und an einer Ecke im Nordwesten hat es gebrannt. Ob da jetzt noch Joseph Marie Philémon am Leben war oder nicht, weiß man nicht so ganz genau, aber ich nehme an, dass er 1891 starb.

Grave of the family Le Sens de Morsan
Dieses Grab auf dem Friedhof von Morsan ist nämlich von 1891.

Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) wurde das Schloss natürlich wieder von den bösen Deutschen besetzt.

Der letzte Le Sens de Morsan war ein bisschen speziell. Mein ehemaliger Nachbar, der vom Schloss aus die Straße weiter hoch, schon in Berthouville, wohnte, sagte, der Marquis habe den Südturm umgebaut, damit man darin Getreide trocknen können. Ein großer Stein, der einfach so in der Gegend herumsteht, war wohl dafür da, dass man vom Stein aus einfacher aufs Pferd kommt.  Die Preußen hatten, wie oben gesagt, gezündelt, bei der Gelegenheit ließ der Marquis das Parkett im Erdgeschoss neu verlegen und eventuell die Treppe neu gestalten. Das hat den Marquis nicht ruiniert. Was ihn ruiniert hat, waren die zahlreichen Bälle, Feiern, Jagdgesellschaften und Spielrunden, die der Marquis veranstaltet hat. Er warf sein Geld mit beiden Händen zum Fenster raus und war deshalb, in den 1930er Jahren ruiniert (oder in den 1920ern). Immerhin hatte er viel Spaß in seinem Leben (so der Kommentar vom Nachbarn). In den 30ern (oder 20ern) musste der Marquis jedenfalls alles verkaufen. Er besaß 100 Hektar Land und verkaufte sie für einen Appel und ein Ei an die Familie Amelot (die auch das Schloss in Berthouville damals günstig erstand). Der Marquis verkaufte die Möbel aus dem Schloss. Der Vater des Nachbarn kaufte eine Truhe, sehr preiswert. Nach dem Krieg machten die Käufer des Ackerlandes ein unheimliches Geschäft. Und da der Marquis keine Familie hatte, starb er verarmt und allein in Paris (1929 oder sonstwann). Wenigstens hat er den Zweiten Weltkrieg nicht mehr erleben müssen.

The library
Die Bibliothek. Keine Bücher drin? Da kann ich auch nichts dafür. Jedenfalls sieht man hier das Parkett aus dem 19. Jahrhundert.

Im Zweiten Weltkrieg (1938-1945) wurde das Schloss natürlich wieder von bösen Deutschen besetzt, die wie man hört, Gemälde geklaut haben. Außerdem bauten die Deutschen diverse Betonunterstände für ihre Fahrzeuge. Die Motorräder sollen in einem heute zugemauerten Gang, der in einem der Gräben endet, gestanden haben. Dieser Gang ging ursprünglich angeblich bis ins Schloss. Auf der Weide war zu meiner Zeit zudem noch das Dach eines Bunkers zu sehen.

Das ist zum Beispiel ein Gang unter dem Nordgraben. Hier wurden angeblich im Zweiten Weltkrieg deutsche Motorräder hingestellt.

Im Weißen Schloss wohnten nach dem Krieg mehrere Familien. Eine im Keller, eine oben im Schloss und eine in den Türmen. In den Betonbauten der Nazis wurden Kaninchen gezüchtet und Holz oder Müll gelagert. In den 1980ern (1982 glaube ich) kaufte ein amerikanisches Ehepaar das Schloss von der Vorbesitzerin, die es seinerzeit vom Marquis gekauft haben muss.

Online-Quelle zur Familie Le Sens de Morsan: gw.geneanet.org

Falls noch jemand verrückt genug ist, hier der Link zu den Archiven von Paris: archives.paris.fr

und zu den Archiven von Eure: archives.eure.fr

Relatierter Artikel über die Kirche von Morsan: Tag des offenen Denkmals 2012 in der Kirche von Morsan

Das Schloss und seine Bewohner habe ich bald nach meiner Ankunft zu einer kleinen Geschichte verwurstet, in der meine Hunde die menschliche Hauptrolle spielen: Brief an Herrn Lothar

Zaubern leicht gemacht im 18. Jahrhundert

Titelseite der oeuvres magiques de Henri-Corneille Agrippa von Pierre d’Aban, Quelle: Gallica, Lizenz: gemeinfrei


Aberglaube fasziniert mich total. Neulich versuchte ich den Zusammenhang zwischen Fliegen und dem Teufel herauszugoogeln und fand dabei heraus, dass ich mich irgendwie vertan hatte, die Königin der behaarten Fliegen (klingt total eklig), ‘reine des mouches velue’ sei eine von Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim (1486-1535) beschriebene Methode der Schatzsuche. Okay.

Das machte mich wiederum neugierig auf Agrippa von Nettesheims Werk. Nun hab ich mich wieder vertan, denn “Les oeuvres magiques de Henri-Corneille Agrippa , par Pierre d’Aban, latin et français, avec des secrets occultes”, das ich daraufhin las, wurde laut Gallica von Petrus de Abano (1257-1315?) geschrieben. Äh ja, der Autor hat also vor dem Verfasser des Buches gelebt, das er bespricht. Und deshalb ist die Schwarte 1788 erschienen. Wahrscheinlich lebt Pierre d’Aban durch die Zauberkunst ewig. Das wird wohl ein Pseudonym sein, denn über so ein Werk wollte man im 18. Jahrhundert dann vielleicht doch nicht den eigenen Namen setzen.

Schnell stellte ich fest, dass man ohne die echten Bücher gelesen zu haben, komplett aufgeschmissen ist. Ich wusste nicht einmal, dass es Stundenengel oder Jahreszeitenengel gibt. Fehlt nur noch, dass ich wissen muss, wieviele von denen auf einer Nadelspitze tanzen können. Nein, nein, nein.

S. 13 der oeuvres magiques de Henri-Corneille Agrippa von 1788, Quelle: Gallica, Lizenz: gemeinfrei. Der Stempel da unten gehört natürlich nicht dazu, wenn der kleine Zauberer den mit hinein malt … uiuiui… das kann ins Auge gehen.

Der Adept der geheimen Künste malt nach Vorschrift Kreise, dann sucht er im Engelskalender und auf der Engelsuhr nach den zuständigen Engeln, im Geisterkalender nach zuständigen Geistern und im Jahreszeitenalmanach, nach dem Namen der Jahreszeiten. Nein, die heißen nicht einfach nur Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Dann muss er die Kreise auch noch segnen, dazu sagt er die Asperges auf. Dann muss man das Parfüm segnen. Äh, das wäre doch etwas für Douglas. Ich nehme mal an, dass es sich dabei um Räucherwerk handelt. Über alles gießt man ordentlich Weihwasser. Ohja, es handelt sich um Räucherwerk, denn jetzt soll man das Feuer, auf das man das Räucherwerk tut, exorzieren: “Benedic, domine, creaturam istam ignis”. Okay, so viel Latein schaffe ich auch gerade noch. Ahja, so wurde also auch Bier im Rituale Romanorum gesegnet. Sollte das wohl einem Kater vorbeugen? Egal.

Ohwei, besondere Berufsbekleidung hat der kleine Zauberer auch noch. Während er wie ein Wilder betet, zieht der kleine Zauberer ein Kleid aus weißem Leinen an. Dazu gehört ein zünftiges Pentacle aus der Haut eines Ziegenbocks. Das Pentacle musste natürlich zu einer besonderen Zeit gemacht werden, wenn der Merkur dies und jenes macht. Und dann wieder üppig mit Weihwasser besprenkeln. Das kann nur im Hochsommer funktionieren, der arme Zauberer in seinem weißen Leinentuch total nass von Weihwasser erkältet sich doch sonst.

Und er kann das Ding nicht allein durchziehen, es handelt sich um einen ganzen Trupp von kleinen Zauberern. Einer trägt das Gefäß mit dem Räucherwerk, einer trägt das Buch (dieses Buch?), einer trägt das Gewand und das Pentacle, ein weiterer trägt ein Schwert mit diversen Inschriften über das man vorher die heilige Messe gelesen haben muss. Welcher Priester macht denn sowas? Der Trupp von Zauberern zieht nun Litaneien singend durch die Lande. Ganz unauffällig.

Der Kreis der ersten Stunde auf Seite 40, Quelle: Gallica, Lizenz: gemeinfrei

Dann zieht sich der Chefzauberer an und tritt in den Kreis. Dort kniet er sich hin und ruft alle möglichen Engel an, die Engel der Richtungen, der Planeten, der Metalle, der Farben, usw. Stunden später fängt dann die eigentliche Zeremonie des Tages an. Über die Pierre d’Aban mich später aufklären würde. Erstmal soll ich noch lernen, wie man störrische, hartnäckige Geister der Luft exorziert. Falls es zu windig ist? Es folgt seitenlanges lateinisches Gelaber, das die zahlreichen Namen Gottes beinhaltet. Den Wind beschwören (oder was das soll) scheint keine leichte Aufgabe zu sein. Wenn es nicht so windig wäre, wären die anderen kleinen Zauberer inzwischen schon eingeschlafen.

Dann folgt ein weiteres furchtbar langes lateinisches Gebet an Gott, nachdem der ganze Trupp, wahrscheinlich wegen der Langeweile und des exotischen Räucherwerks nun irgendwelche Visionen hat. Sie sehen Leute mit Pfeilen und komische Viecher, die der Chefzauberer verjagen muss, indem er sich an sein Pentacle klammert und weitere lateinische Sachen erzählt. Ob das wohl auch ginge, wenn man Lorem ipsum deklamiert?

Engelsnamen und exotische Zeichen auf S. 43, Quelle: Gallica, Lizenz: gemeinfrei

Es folgen Listen von Engelsnamen und abgefahrene Symbole. Da scheint wirklich jeden Tag etwas los zu sein. So verbringt der kleine Zauberer also seine Zeit. Und wozu macht er das überhaupt? Ab Seite 47 steht es dann endlich. Sonntags und montags für den schnöden Mammon, für Gold, Perlen, Karfunkelsteine (rote Edelsteine) und Silber. Dienstags allerdings macht er es für Mord und Totschlag. Mittwochs, donnerstags und freitags ist er sehr vielseitig und kann sowohl alle Sorten von Metallen, Mord und Totschlag, Erfolg in der Wissenschaft (äh), Liebe und sonstwiewas herbeizaubern. Samstags gibt es wieder Mord und Totschlag.

So richtig wundert es da nicht, dass die Inquisition dergleichen nicht ganz so toll fand. Ordentlich mit Weihwasser um sich werfen und dann hinterher Mord und Totschlag verlangen. Das Privileg hat ja schon die römisch-katholische Kirche gehabt.

Das Lachen verging mir endgültig, als ich Pierre d’Abans okkulte Geheimnisse las. Unter Anderem, wie man die Schmerzen während der Folter äh Befragung übersteht. Das wird wohl der eine oder andere Zauberer gebraucht haben. Ich bezweifel aber, dass es viel genützt hat.

Es fing noch harmlos an. Wenn man eine Frau rumkriegen will, soll man ihr ohne über den Preis zu verhandeln ein rotes Band kaufen, beten, Knoten reinmachen, sich das Band um den Arm wickeln. Die Frau anfassen und schwupps ist sie einem verfallen. Hahaha. Pierre d’Aban verrät uns auch, wie wir diese Frau wieder loswerden. Drei schwarze und drei weiße Bohnen wirken hier angeblich wahre Wunder.

Die Erstellung eines Hausgeists in einem Silberarmband nach dem Tod eines Angehörigen fand ich aber gar nicht mehr so lustig. Gleich einweisen den Burschen. Es gab bestimmt Leute, die diesen Hokuspokus wirklich gemacht haben. Es gibt womöglich welche, die es immer noch tun. Erschreckend.

Kriminelles Eure – Chauffeurs

Deckblatt der Boulevardzeitung 'Le Petit Journal' vom 15. November 1908, Lizenz: public domain/ gemeinfrei

Das französische Département Eure wurde im Zuge der Französischen Revolution am 4. März 1790 gegründet. Damals nutzten Räuberbanden das durch die Revolution entstandene Chaos aus. Manche der Banden rechtfertigten ihr Tun damit, dass sie Rebellen (“chouans”) seien. Plünderung von Bauernhöfen, Brandstiftung und sogar Mord waren an der Tagesordnung. Den Banden gab man sogar eine eigene Bezeichnung, “Chauffeurs”. Und damit war keineswegs gemeint, dass sie andere Leute in Kutschen herumfuhren. Das Verb “chauffer” bedeutet erwärmen/ erhitzen und die Chauffeurs wurden so genannt, weil sie dafür bekannt waren, die Füsse ihrer Opfer ins Feuer zu halten, um durch diese Folter das eventuelle Versteck von Wertsachen zu erfahren.

Die Banden bestanden aus etwa vierzig Männern. Einige Männer beobachteten die Märkte. Wenn ein Bauer Vieh verkaufte und eine schöne Summe Geldes einnahm, dann folgten sie ihm und fanden heraus wo er wohnte. Nachts darauf brach dann die ganze Bande in den Bauernhof ein. Die “Chauffeurs” stahlen die Wertsachen, folterten die Bauern, wenn die nicht sofort ihr Geld übergaben. Manchmal steckten sie den Bauernhof in Brand und manchmal töteten sie die Bewohner.

Die Chauffeurs überfallen einen Bauernhof, aus 'Les Chauffeurs' von Théodore Henry, Lizenz: public domain/ gemeinfrei

Eine Bande in Eure wurde von den Brüdern “Le Pelletier” geleitet. Der älteste Bruder Le Pelletier hielt sich für einen Rebellen wie Louis de Frotté (1766-1800). Seine Bande verübte diverse Überfälle, Brandstiftungen und Morde. Die Präfektur von Eure sagte den Chauffeurs den Kampf an und spionierte ihrerseits die Banden aus. Nach und nach wurden einige Mitglieder der Bande gefasst, darunter der jüngste Bruder Le Pelletier. Im Dezember 1801 erfuhr die Gendarmerie (Polizei) wo sich die Bande aufhielt. Eine Polizeibrigade, unterstützt von einer Einheit der Garde nationale (Volksarmee der Revolutionszeit), belagerte das Haus im Weiler Pilette bei Bernay. Da die Banditen sich nicht ergeben wollten zündeten die Gendarmen das Haus an. Der älteste Bruder Le Pelletier sprang mit zwei Pistolen und einem Dolch bewaffnet aus einem Fenster. Es entbrannte ein Kampf zwischen ihn und den Gendarmen und Soldaten. Dabei wurden zwei Soldaten durch Schüsse verletzt, Le Pelletier wurde ein Handgelenk abgetrennt, bevor man ihn lebend fasste. Im Haus fand man 10 bis 12 Uhren und Wertsachen im Wert von über 3000 Francs (1 Franc 1796 =4,5 Gramm Silber, das wären nach dem heutigen Silberpreis 4,61 € pro Franc). 18 Bandenmitgliedern wurden wegen neunfachem Mord und elf Überfällen angeklagt. Der älteste Bruder Le Pelletier und drei weitere Chauffeurs wurden zum Tode verurteilt und am 5. August 1802 in Évreux guillotiniert. Dieses Ereignis beendete die Zeit der Chauffeurs in Eure. Einige Bandenmitglieder waren allerdings entkommen. 1806 wurden in Évreux neun Banditen zum Tode verurteilt, von denen die meisten zu der Bande der Brüder Le Pelletier gehört hatten.

Die Leute wurden allerdings nicht bei Nacht hingerichtet, aus 'Les Chauffeurs' von Théodore Henry, S.889, Lizenz: public domain/ gemeinfrei

Le Pelletier wollte ein rotes Hemd (Chemise rouge) bei seiner Hinrichtung tragen. Das wurde ihm nicht gestattet. Mir ist nicht so ganz klar welche symbolische Bedeutung das hatte. “Chemise rouge” wurde ein Hemd aus Sackleinen genannt, das gedungene Mörder und Giftmörder bei ihrer Exekution tragen mussten. Es symbolisierte die Ehrlosigkeit ihres Verbrechens. Andererseits wurden 1794 54 Leute in Sackleinen hingerichtet, ohne dass ihre Schuld festgestellt worden war. Die Angelegenheit wurde “Affaire des chemises rouges” genannt. Und es erscheint möglich, dass sie nur deshalb verurteilt wurden, um dem Volk eine Bedrohung durch eine royalistische Konspiration vorzugaukeln.

Den Kopf Le Pelletiers gab man einem Apotheker, der ihn in einem Gefäss konservierte. Das Gefäss mit dem Kopf wurde bis 1939 im Museum von Évreux ausgestellt.

Chauffeurs gab es natürlich nicht nur in Eure, die französische Wikipedia hat eine schöne Liste der bekanntesten Chauffeurs. Das Thema “Chauffeurs” wurde ausserdem in einigen Schmonzettenromanen, Dramen und Boulevardzeitungen behandelt.

Quellen und weiterführende Informationen

Roger Delaporte; Jean Michel Cosson (Hrsg.): Les Grandes Affaires Criminelles de l’Eure. De Borée, 2008, ISBN 9872844946669, S. 29-31. (französisch)

André Goudeau: Les Chouans en Normandie, 13. Mai 2000 (französisch)

Théodore Henry: Les Chauffeurs, Librairie nationale (Paris), 1882 (französisch)

Der Lieuvin bei Johann Georg Krünitz

In der Online-Version der “Oeconomischen Encyclopädie” von Johann Georg Krünitz (1728-1796) entdeckte ich einen Eintrag über das Lieuvin, eine Landschaft im Département Calvados (und Eure) in der Haute-Normandie.

Lieuvin, lat. Livinus Comitatus, Lievinum oder Lexoviensis ager, ein kleines Ländchen in der Normandie in Frankreich, jetzt im Departement des Kalvados, dessen Hauptort Lieux ist, etwa 70 (franz.) q Meilen groß. Es wird von der Ville, Touque etc. etc. bewässert; der Boden hat mehr Weide= als Ackerland, ausgenommen in der Gegend von Bernay, wo es viel Frucht gibt. Ferner findet man hier Eisenminen und Eisenhämmer. Ein Theil dieses Landes wurde ehemahls von den Lexovieren bewohnt.

“Lieux” soll wohl Lieurey heissen oder Lisieux, der Fluss “Ville” vielleicht Risle? Ja, hier haben früher die Lexovier gehaust. Eigentlich liegt der Lieuvin zwischen der Seine im Norden, dem Tal der Risle im Osten, der Charentonne im Süden und dem Pays d’Auge im Westen.

Titelblatt des 18. Bandes der Oeconomischen Encyclopädie von 1779, public doman/gemeinfrei, Scan von Wikimedia Commons User:Stachel