Am 19. und 20. September 2009 ist Jour de Patrimoine in Frankreich. Viele Museen und Sehenswürdigkeiten sind umsonst geöffnet oder veranstalten etwas Besonderes.
Wir sind zum Château de Launay gefahren, wo wir im Juni zwar schon einmal waren, was aber nur vom 20. August bis 30. September geöffnet ist.
Diesmal empfing uns der Besitzer, ein älterer Herr, der in der oben erwähnten Zeit zwei Führungen pro Tag veranstaltet, für schlappe 5 Euro.
Alle Gebäude, bis auf eines aus Napoleons Zeit, sind als Monuments historiques klassifiziert und somit denkmalgeschützt. Auf dem Cour d’honneur (Ehrenhof) befinden sich u.a. Stallungen und ein Taubenhaus aus dem 16. Jahrhundert.
An dem Taubenhaus befinden sich ungewöhnliche Holzskulpturen, die normalerweise kirchlichen Gebäuden vorbehalten waren.

Taubenhaus und Stall, eigenes Foto (auf commons), Lizenz:CC by/Creative Commons Attribution 3.0 Unported
Solche Taubenhäuser finden sich an vielen Schlössern in Frankreich. Die Tauben (und ihre Eier) dienten der Ernährung.
Wegen Renovierungsarbeiten durften wir nicht in das Taubenhaus hineingehen, reingucken durften wir aber schon.
An der Eingangstür des Schlosses ist noch das Wort “Wache” eingeritzt, weil die Nazis das Schloss im Zweiten Weltkrieg als Kommandantur benutzt haben. “Wasch” spricht der Schlossbesitzer das Wort aus, was klingt wie “vache”, “Kuh”. Er scheint Deutsche nicht besonders zu mögen, das finde ich allerdings auch verständlich. Wär wahrscheinlich taktisch klüger gewesen, wenn wir behauptet hätten Engländer zu sein.

Blick vom Eingang des Schlosses auf den Cour d'honneur, eigenes Foto, Lizenz: public domain/gemeinfrei
Wir haben auch das Erdgeschoss des Schlosses besichtigt. Dort durfte man aber nicht fotografieren, was verständlich ist, da der Besitzer das Schloss wirklich bewohnt. Das historische Parkett ist herausgenommen, restauriert und wieder eingesetzt worden. Die Räume sind rundlich oder oktogonal und symmetrisch. In vielen Zimmern befinden sich zwei symmetrische Kamine, was sehr selten ist. Die Räume sind mit hölzerner Wandvertäfelung ausgestattet, die dezent bemalt ist.
Im rechten Pavillon befindet sich die alte Backstube, die aber nicht besichtigt werden kann. Der linke Pavillon ist eine Kapelle.
Im Garten sind etwa 2km Hecken, die jeweils im August für die Touristen geschnitten werden. Das Grundstück ist mit einer Radaranlage gesichert, unter anderem deshalb weil vor etwa einem Jahrzehnt eingebrochen worden war und etwas gestohlen wurde. Der besitzer fürchtet auch um die Skulpturen im Garten, er hat an ihnen ihre Herkunft einmeisseln lassen.

Rückseite des Château de Launay, vom Garten aus, eigenes Foto (auf commons), Lizenz: CC by/ Creative Commons Attribution 3.0 Unported
Die riesige Buche im Garten des Schlosses hatte diesen Sommer unter der anhaltenden Trockenheit zu leiden. Während ich dies schreibe gewittert es und ich hoffe, das hilft ein bisschen, denn seit etwa 6 Wochen hatten wir nur kurze Schauer. Wahrscheinlich läuft unser Schlosskeller gerade voll, denn ein Fenster ist offen. Werd ich besser etwas früher aufstehen morgen und den Schlosskeller trockenwischen, aber was solls…
Das Schloss selbst wurde um 1730 gebaut anstelle eines älteren Schlosses. Es ist im Stil des Régence gehalten, zwei “Pagoden” die später eingefügt wurden sind im Barockstil erbaut.
Im Laufe der Zeiten hat das Schloss nur vier Familien gehört, den Le sens de Folleville, den Naguet de Saint Vulfran, irgendwem und dem jetzigen Besitzer, der darüber klagte, dass seine Kinder sich nicht mit dem Schloss belasten wollen.

Vorderseite des Château de Launay, eigenes Foto (auf commons), Lizenz: CC by/ Creative Commons Attribution 3.0 Unported
Weblinks:
Château à Saint-Georges-du-Vièvre