Letzten Sonntag (8. August 2010) am Vormittag zogen wir los nach Paris, um dort unser Gehalt abzuholen. Hin- und Rückfahrt für eine Person kosten 50 Euro. Mit dem Auto hätte es laut Routenplaner insgesamt um die 50 Euro gekostet, aber ich hatte keine Lust, mich mit dem Auto durch Paris zu kämpfen, davon mal ab, dass unser Auto nun wirklich nicht das Jüngste ist und auf langen Strecken ziemlich röchelt. Markus war vorher noch nie in Paris gewesen, zumindest nicht ausgestiegen. Ich fahre ungefähr alle zwei Jahre nach Paris, um dort irgendetwas zu erledigen, jemanden abholen, hinbringen, zum Konsulat fahren, oder halt Gehalt abholen.
Die Métro ist erstaunlich gut ausgeschildert, im Vergleich mit französischen Strassen. Die Bahnhöfe sind aber trotzdem Labyrinthe.
Die Chefs wohnen in einer unglaublich wertvollen und hübschen, kleinen Wohnung auf der Île Saint-Louis, einer Insel in der Seine. Laut Chefin ist der “Strand von Paris” um die Ecke.
Die Kathedrale Notre-Dame de Paris ist auf der Nachbarinsel. Wir machten uns also auf den Weg. Im Juli und August sind in Frankreich Schulferien, aber auch ohne dass, wäre der Platz vor Notre-Dame so voll gewesen, brechend voll mit Touristen aller Nationalitäten. Da macht Nationalitätenraten Spass. Ich machte jede Menge Fotos, wir verzichteten aber darauf hinein zu gehen, denn die Schlange am Eingang war sehr lang. Die Kathedrale ist gotisch und wurde von 1163 bis 1345 erbaut. Sie ist voller Skulpturen und ziemlich gross. Es sollen bis zu 10000 Leute hineinpassen. Ich habe nur Fotos von der Westfassade gemacht.
An der Kirche steht ein Denkmal von zwei Typen mit grossen Schnurrbärten. Die stehende Person wurde von Markus sogleich als Asterix identifiziert. Es handelt sich aber um Karl den Grossen, auf einem Pferd und “seine Leude”. “Leude” sieht deutsch aus, war aber im Mittelalter im Frankenreich eine Bezeichnung für den Hochadel. Das Frankenreich umfasste Gebiete von Sachsen bis Aquitanien.
Die Spatzen auf dem Platz vor Notre-Dame sind daran gewöhnt von Touristen gefüttert zu werden und fressen aus der Hand. Ich habe zwar ein kurzes Video gemacht, habe aber ein besseres Video auf Youtube gefunden (von grainsdesel). Die Musik ist allerdings etwas nervig, auf meinem Video war Geschrei von Italienerinnen, was auch nicht viel besser ist.
Gleich hinter dem Platz vor Notre-Dame gibt es wieder andere schöne Häuser, und zwischen den Dächern sieht man schon wieder die nächsten Kirchen hervorragen.
Dann peilten wir die nächste sichtbare Kirche im Quartier Latin an, Saint-Séverin. Sie stammt aus dem 13. Jahrhundert, sieht aber gar nicht so alt aus, oder es liegt daran, dass sie so viel kleiner ist als die Kathedrale. Jedenfalls waren in ihr unendlich viel weniger Touristen und keine Schlange.
In der Kirche war es total finster, es gab sehr schöne alte und sehr interessante neue Kirchenfenster und ein paar alte Knochen. Die Orgel sah extrem riesig aus. Ich hab mich gescheut den Blitz einzusetzen, da diese Kirche nicht von Touristen überlaufen war und ausser mir überhaupt nur ein Mann einen Fotoapparat hatte, ich schäm mich dann, wenn ich herumblitze. Die beschrifteten Knochen (damit man auch weiss, wem sie angeblich gehörten) musste ich aber einfach fotografieren.
Danach landeten wir in der Touristenfressmeile. Dort werden nicht Touristen gefressen, sondern sie werden gefüttert, von Algeriern und Marokkanern, die griechische Imbisse (davon einer mit dem klangvollen Namen “Antalya”), Pizzerien, japanische oder chinesische Restaurants sowie traditionell französische Restaurants betreiben. Die Preise sind günstig, was wohl an der Konkurrenz liegt. Wir assen eine Pizza und waren sehr zufrieden.
Dann gings weiter zum Louvre. Nirgendwo steht, wo der verdammte Eingang ins Museum ist. Das Gebäude ist entweder typisch französisch beschildert oder aber die Betreiber nehmen an, dass jeder den Eingang kennt. Ich war schonmal drin gewesen, vor über 20 Jahren und konnte mich nicht an den Eingang erinnern. Man kommt rein, indem man in eine hässliche Glaspyramide latscht. Der Eintritt kostet 6 Euro und um Viertel nach 5 machen die Verkaufsschalter zu, in den Vorraum kommt man aber trotzdem noch. Wir waren etwa eine oder zwei Minuten zu spät, was daran liegen könnte, dass wir erst herumirrten. Naja, vielleicht nächstes Mal, immerhin haben wir so noch den 18:20 Uhr Zug gekriegt.
Abgesehen vom Museum ist der Louvre ein riesiger Prachtbau. Das erste Gebäude wurde im 12. Jahrhundert gebaut und war eine Art Burg oder Festung. Im 14. Jahrhundert wurde der Louvre umgebaut, erweitert und wohnlicher gestaltet. Im 16. Jahrhundert wurde er zur Residenz des französischen Königs und abermals erweitert. Im 17. Jahrhundert zog König Ludwig XIV. nach Versailles um und die Académie française zog in den Louvre ein. Teile des Gebäudes verfielen. Seit der Französischen Revolution (1789-1799) dient der Louvre als Museum. Napoleon I. und Napoleon III. zogen allerdings wieder in den Louvre ein und Napoleon III. liess den Bau vollenden und natürlich erweitern. Seit 1873 wird der Bau wieder ausschliesslich als Museum genutzt.
An den Seiten des zweiten Innenhofs (“cour Napoléon”) stehen 86 Skulpturen von berühmten Männern, die unter anderem von den Bildhauern Charles-François Lebœuf (1792-1865), François Jouffroy (1806-1882), Joseph-Stanislas Lescorné (1799-1872), Nicolas Bernard Raggi (1790-1862), Louis Auguste Deligand (1815-1874), Louis Desprez (1799-1870) und Pierre Travaux (1822-1869) gefertigt wurden. “Pierre Travaux”, “Stein Arbeiten”, ist ein ziemlich witziger Name für einen Bildhauer. Natürlich gab es Beschwerden seitens Markus: “Du willst doch nicht etwa alle Statuen fotografieren?”
Die Brücke über die Seine am Cour Carrée heisst “Pont des Arts”. Sie ist denkmalgeschützt, auf ihr hängen Musiker und Künstler herum und das Geländer ist voll mit beschrifteten Schlössern, die Liebespaare dort angebracht haben.
Zwischen dem Louvre und den Tuilerien steht der Arc de triomphe du Carrousel. Ein Triumphbogen mit goldenen Statuen und rosa Säulen.
In den Tuilerien gibt es Unmengen von Statuen von nackten Frauen, dazwischen liegen Einwohner von Paris auf dem Rasen herum. Auf uns dröhnte inzwischen brutalst die Sonne hinab und so sprangen wir wieder in die Métro und fuhren heim.
Weiterführende Informationen:
Die Kathedrale Notre-Dame de Paris in der Base Mérimée des Ministère de la culture
Webseite der Kathedrale Notre-Dame von Paris
Die Kirche Saint-Séverin in der Base Mérimée
Webseite der Pfarrei Saint-Séverin in Paris